1890
Als es am 6. Januar dem Schöneberger Lehrer Max Nitsche, nach jahrelangen Bemühungen endlich gelang in Schöneberg einen Turnverein zu gründen, konnte er auch nicht annähernd ahnen, dass er damit den Grundstein für einen der größten Berliner Sportvereine legte. Die zur Gründung versammelten 25 Personen gaben dem Verein den Namen „Schöneberger Männer-Turnverein“.
Schöneberg war übrigens im dem Jahr noch eine Landgemeinde des Kreises
Teltow. In dem kleinen Dorf Schöneberg, mit etwa 500 Einwohnern, gab es nur eine Turnhalle. Die Gemeindeverwaltung stellte die Nutzung der Turnhalle nur in Aussicht, wenn mindestens die 25 Gründungsmitglieder des Turnvereins in die „Freiwillige Feuerwehr“ eintreten. So waren unsere Gründungsväter, auch für die Sicherheit der schnell wachsenden Gemeinde Schöneberg zuständig.
1895
Nach dem großen Erfolg der Festzeitung wurde auf der Hauptversammlung des MTV, am 14. Oktober 1905 unter anderem beschlossen, ein Vereinsnachrichtenblatt zu gründen.
1897
Wurde bereits die erste Frauenabteilung gegründet, die sich schnell und mit großer Begeisterung zu einer harmonischen, aufwärtsstrebenden Turngemeinschaft entwickelte und den Grundstein zum Familien-Turnverein legte.
1904
15 Männer trennten sich vom Schöneberger MTV und gründeten die „Turnerschaft Schöneberg“, in der sich starke Kinder- und Jugendturnabteilungen bildeten, später wurden auch Leichtathletik und Ballspiele erfolgreich betrieben.
1919
Wurde die Änderung des Vereinsnamens „Schöneberger MTV“ in „Turn- und Sportverein Berlin-Schöneberg e. V.“ beschlossen und der rote springende Hirsch in das Vereinswappen aufgenommen. Der Verein hatte damals bereits rund 1.600 Mitglieder. Seit der Gründung des ersten Männerturnvereins in Schöneberg gab es in dem Stammverein des Clubs großartige sportliche Erfolge, aber auch schwere Krisen.
Nazizeit zwischen 1933 und 1944
Der TSV-Schöneberg, einer der Vorgängervereine unseres Clubs, machte in der Zeit, wie alle Sportvereine, eine Entwicklung durch, die jede individuelle Einstellung mit Gleichschritt bekämpfte und ausschaltete. Diese Gleichschaltung betrieben die Nazis mit Erfolg und kompromissloser Konsequenz, die heute noch bei vielen Menschen eine gewisse Ratlosigkeit (wie konnte das passieren) und auch Angst vor derartigen Entwicklungen auslöst. Der Schriftsteller Erich Kästner schrieb (Schliersee August 45): “Die Geschehnisse gehören nicht in die Geschichte, sodern in des Teufels Gesangbuch”.
Nachfolgend einige Meldungen aus dem OSCer in den Jahren 1933-1944.
Am 24.Juni 1933 Antreten aller Aufmarschteilnehmer zur Sonnenwendfeier mit Fahnenweihe, Weiherede, Weihesprüche, Bekenntnis zu Volk und Vaterland auf dem Rudolf-Wilde-Platz (heute: J-F-Kennedy-Platz). Am 1.August 1933 gibt der Reichsminister des Inneren die neuen Leitsätze für Leibesübungen im neuen Reich bekannt: „Erziehung des ganzen Menschen vom Leibe aus, Turnen und Sport müssen von jeder individualistischen Einstellung losgelöst, wahrhaft und volkstümlich werden“.
Im Jahr 1934 war aus dem Strandfest ein Vereins-Stiftungsfest geworden und in der Hauptversammlung wählte man statt des Vorsitzenden einen Führer. Bei den Kameradschaftsabenden wurde das vollständige Erscheinen zur Pflicht, und erstmalig findet man ein Zitat von Adolf Hitler im TSVer. Doch ab 1934 weicht zunehmend die Normalität aus den Vereinsnachrichten und macht einer Entwicklung Platz, die ein verblüffendes Tempo hatte. Am 2.August 1934 starb Reichspräsident von Hindenburg und die Reichswehr wurde kaum mehr als eine Stunde nach seinem Tode auf Hitler als ihren neuen Oberbefehlshaber vereidigt. Der Bericht des Oberturnwartes endete in diesem Monat zum ersten Mal mit Heil Hitler, statt mit Gut Heil. Im Oktober 1934 wieder eine entscheidende Veränderung. Die Eingliederung der Sportjugend in die Hitlerjugend.
Am 18.März 1935 wurde von 22-24 Uhr in Berlin die erste Luftschutzübung mit Verdunkelung durchgeführt. Zitat aus dem TSVer Januar 1936: Ziehet ein in den größten Bund. „Die Wiedererstarkung unseres Volkes ist der politische Gedanke, der maßgebend war für die Gründung des Deutschen Reichsbundes für Leibesübungen. Damit war auch die Gleichschaltung im Deutschen Sport abgeschlossen.
Am 20. April 1936 feiert der Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda, Dr. Goebbels, im TSVer den Führer als Mensch unter Menschen, als Symbol für Zukunftsglauben von Millionen.
Am 1. August 1936 eröffneten der Führer Adolf Hitler und der Reichskanzler die XI. Olympischen Sommerspiele in Berlin. Das erste Mal in der Geschichte der Olympischen Spiele belegte Deutschland den 1. Platz vor der USA. In der Tat wurden die Olympischen Spiele in Deutschland zu einem Instrument, das die Massenloyalität gegenüber dem 3.Reich verstärkte und sie fanden gleichzeitig auch die Anerkennung im Ausland.
Die Nazis haben lange die Werbewirksamkeit sportgestählter und muskulöser Körper entdeckt. Im Mai 1937 gewinnt eine TSV-Turnriege mit freien Oberkörpern einen Wettkampf, und steht dann barfuss, nur mit einer Turnhose bekleidet, für das Siegerfoto stramm.
Am 1. September 1939 erfuhren die Berliner, am frühen Morgen aus dem Rundfunk, vom Ausbruch des 2. Weltkrieges. In den TSVer Nachrichten 4/39 (erste Seite Bild vom Führer Adolf Hitler)
In der Ausgabe 6/39 eine recht merkwürdige Anleitung für das Faustballspiel: „Der eigene Angriff folgt erst auf die Ausschaltung des feindlichen oder nach gelungener Verteidigung. Zur Sicherung der Abwehr ist es unerlässlich, einige immer wieder auftauchende Fehler abzustellen. Trotzdem wird auf der gleichen Seite mehr Kameradschaft gefordert.
Am 7. Januar 1940 gab es im TSV eine dem Ernst der Zeit angepasste Feierstunde zum 50-jährigen Geburtstag des Vereins. In den Kriegsjahren sind die Gedanken der TSVer bei den Kameraden an der Front. Am 19. Mai 1940 starb der erste TSV-Sportkamerad, H.G. Kaschke. Derartige Meldungen waren von nun an häufiger in den TSV-Nachrichten zu lesen.
Im letzen Mitteilungsblatt vom 1. Okt. 1944 erwartete der Vereinsführer für die WHW-Sammlung (Winterhilfswerk) von den wenigen zu Hause gebliebenen Mitgliedern einen vorbildlichen Einsatz. Danach gab es bis November 1947 keine Mitteilungen des Schöneberger TSV mehr.
Das unter einigen Berichten im TSVer, etwa ab März 1943 das Heil Hitler wieder verschwunden war, mag man als Hinweis auf den kommenden Zusammenbruch des 3. Reiches deuten. Unter den meisten Berichten in den Vereinsmitteilungen war aber nie ein „Heil Hitler“ zu lesen, und viele Kameraden, die für den TSV- Schöneberg in den Jahren 1933-1944 ehrenamtlich gearbeitet haben, versuchten den Sport vor dem NS-Gedankengut so gut wie möglich zu schützen, und dazu gehörte damals sehr viel Zivilcourage. Wir wünschen uns, dass nie mehr solche Nachrichten wie die vorstehend zitierten erscheinen werden, und wir hoffen da sind ALLE einer Meinung!
1934
Am 3. Oktober gründete der Sportlehrer Karl Gutsch die IV. Männerturnabteilung, aus der am 1.Januar 1977 die selbstständige Prellballabteilung hervorging. Ein wesentlicher Faktor von Anbeginn, war die Pflege der Geselligkeit, die bei unzähligen Wanderungen im Heimatbereich und darüber hinaus gepflegt wurden.
1937
Ein Jahr nach den Olympischen Spielen fand das erste Leichtathletik Sportfest, das ISTAF der Vereine BSC-OSC-SCC statt. (DSC 1922 gegründet, DOSC 1926 gegründet, aus DSC und DOSC wird 1943 der Olympische Sport-Club)
1945
Alle Sportvereine, wie auch der TSV Berlin-Schöneberg, mit einem Führer an der Spitze, waren seit 1933 gleichgeschaltet und mit einer Menschen diskriminierenden Satzung versehen. Sie hatten äußerlich das Bild von NS-Organisationen und wurden von den Alliierten Siegermächten verboten.
Nach der Wiederzulassung von Sportvereinen durch die Alliierten, gründeten ehemalige Mitglieder der alten Schöneberger Vereine den „Schöneberger Turn- und Sportverein“ und die Mitglieder des OSC den Olympischen Sport-Club
1949
Durch die Fusion der beiden traditionsreichen Vereine, Olympischer Sport-Club (1947-mit dem Schwerpunkt Leichtathletik) und des Schöneberger Turn- und Sportvereins (1947), entstand der
OLYMPISCHER SPORT-CLUB BERLIN e.V. Verein für Turnen, Sport und Spiel von 1890.
Am 5. Oktober erhielt der Verein seine Zulassungsurkunde vom Magistrat von Groß-Berlin. Diese Urkunde ist von dem damals überaus beliebten Berliner Oberbürgermeister Ernst Reuter unterschrieben. Den beiden Vorsitzenden der Fusionsvereine Willi Kielmann (gest. 1973) und Werner Saeger (gest. 1978) gebührt stets unser Dank für ihren Weitblick und den Mut zur Aufgabe der Selbstständigkeit. Das Stahlgrau des ehemaligem DSC wurde als Vereinsfarbe für die Sportkleidung gewählt und als Abzeichen der weinrote springende Schöneberger Hirsch, im weinrotem Kreis, auf dem stahlgrauen Grund.
Am 5. Oktober gründete Karl Freiberg (später Präsident und Ehrenpräsident des OSC) die Handballabteilung. In der Baracke IV begann am 3. Februar auch die Geschichte der Tischtennisabteilung im OSC. Abteilungsleiter und Mitbegründer war Walter Segieth.